Seit ihrer Wiedergründung im Jahre 1957 war die Schützengesellschaft St. Sebastianus Montabaur in unmittelbarer Nähe des Strandbades zu Hause. Aus naheliegenden Gründen musste das mit viel Mühe und Schweiß geschaffene Domizil nahe der Taunus- und Eifelstraße im Wohngebiet „Alberthöhe“ aufgegeben werden.
Die Lärmbelästigungen, die der Schießsport mit sich bringt, hatten in den vergangenen Jahren immer wieder zu Beschwerden geführt.
Von den Behörden, die auf die Einhaltung der Immisionsschutzbestimmungen zu achten haben, war der Krach mit zwei zugedrückten Augen nur geduldet worden, weil sich rasche Abhilfe – auch aus finanziellen Gründen – nicht einfach finden ließ.
1981 und 1982 wurde von den zunächst alles andere als begeisterten, aber einsichtigen Schützen mit fachkundigen Ratgebern und mit Unterstützung der Stadt, des Westerwaldkreises und des Landes Rheinland-Pfalz der Weg zu der Lösung geebnet, die nun verwirklicht werden sollte. Ausschlaggebend war, dass die Stadt Montabaur der Schützengesellschaft das erschlossene Grundstück Im Industriegebiet „Am alten Galgen“ für 100,– DM pro Jahr in Erbpacht überließ. Das geschah nicht zuletzt, weil sich die Ratsmitglieder von den Schießsportlern auch in die Pflicht genommen sahen. Denn nicht die Schützen hatten die Wohnbebauung des Geländes in der Nachbarschaft ihres Schießstandes veranlasst.
In der Jahreshauptversammlung gaben die anwesenden Mitglieder dem Vorstand und dem Bauausschuss einstimmig die Vollmacht mit dem Bau der Schießsportanlage zu beginnen und alle dazu notwendigen Maßnahmen zu treffen. Nach mühevollem Weg des Antrags- und Genehmigungsverfahren, langwierigen Verhandlungen, bei denen der gute Wille aller Beteiligten gefordert war, konnte am Montag, 13. April 1983 mit dem 1. Spatenstich begonnen werden. Tagelang fraß sich die Planierraupe durch steiniges Erdreich um ebene Bedingungen für die Schießstände und die Bodenplatte zu schaffen. Mit den Arbeiten an der Bodenplatte wurde am Montag, 16. Mai 1983 begonnen. Die Erdarbeiten und der Bau der Bodenplatte wurden von entsprechenden Firmen ausgeführt.
Dann aber begannen die Schützen, am Samstag, 28. Mai 1983, mit Fleiß ans Werk zu gehen und einen Samstag nach dem anderen zuzupacken. Ob das Thermometer auf 30 Grad kletterte, oder Regen den Boden aufweichte, spielte keine Rolle. „Auf zur Baustelle!“ hieß es jeden Samstag für rund ein Dutzend erwachsene und jugendliche Mitglieder der Schützengesellschaft St. Sebastianus Montabaur. Wochenende für Wochenende ging es schon frühmorgens zum Arbeitseinsatz, da angefangen bei den Maurerarbeiten bis zum lnnenausbau, alle Bauleistungen von den Schießsportlern in Eigenleistung erbracht werden mussten. Zum Bautrupp der Montabaurer Schützengesellschaft gehörten Mitglieder mit erlerntem Handwerksberuf, ebenso, „nicht ausgebildete“ Helfer, die als „Handlanger“ unentbehrlich waren.
Die Arbeitsmoral war prima und dafür, dass es so blieb, sorgten die Vereinsfrauen, die den Schützen an Jedem Samstag reichhaltiges Frühstück, Mittagessen und Nachmittagskaffee auf den Bau brachten. Technischer Sachverstand und zupackende Kräfte ließen die Schießsportanlage deutlich sichtbar von Wochenende zu Wochenende wachsen.
Nach hartem und schweißtreibendem Einsatz konnten wir Schützen am Samstag, 20. August 1983 Richtfest feiern. Nur zufriedene Gesichter waren bei sommerlichen Temperaturen im Industriegebiet „Am alten Galgen“ auf der Neubaustelle zu sehen. Die Vertreter von Stadtrat und Behörden überzeugten sich an Ort und Stelle davon, dass die von ihnen gewährten Zuschüsse gut angelegt worden sind.
Die Schießsportler der Kreisstadt hatten allen Grund, auf ihre bisherigen Leistungen stolz zu sein. Für das künftige Schützenhaus mit Schießsportanlage wurde ein zünftiges Richtfest gefeiert. „Holz hin – Holz her!“ hatte es nach Zimmermannsart auf der Baustelle der Schützen noch den ganzen Morgen über geschallt. Die „Bauleute“ aus den Mitgliederreihen packten kräftig zu, bis das Dach gegen 15 Uhr endlich aufgeschlagen war und die Männer zwar etwas erschöpft, aber doch mit zufriedenen Gesichtern vom Dach herunterkletterten.
Nachdem der Zimmermann in seinem Richtspruch dem Neubau alles Gute gewünscht hatte und sein Glas traditionsgemäß zerschellt war, gab es für „Bauleute“ und Gäste das ersehnte erfrischende Bier. Als jeder versorgt war und niemand mehr „verdursten“ musste, begrüßte Vorsitzender Werner Hüging die Gäste. Nach einer kurzen Ansprache würdigte Hüging die Leistungsbereitschaft der Vereinsmitglieder und stellte Kameradschaft, Harmonie und Humorfreudigkeit heraus, die stets an den Arbeitstagen herrschte. Ein besonderer Dank galt auch all denen, die den Verein auf mancherlei Weise unterstützt hatten. Besonders erfreut waren die Mitglieder der Schützengesellschaft darüber, dass Bürgermeister Dr. Possel-Dölken zum ersten Mal zu ihnen gekommen war und sie gewannen den Eindruck, dass er sich in Ihren Reihen wohlfühlte. Da auch der Wettergott wieder einmal auf der Seite der Schützen war, wurde die erste Feier auf der neuen Schießanlage für alle Teilnehmer zu einem schönen Erlebnis.
Aber die Rohbauerrichtung war ja nur der erste Schritt zur Fertigstellung der Schießsportanlage. So wurde auch gleich nach dem Richtfest mit den weiteren Arbeiten begonnen. Das Wichtigste dabei war natürlich dem Bau einen „Hut aufzusetzen“, d. h. das Dach musste eingedeckt werden, damit die Anlage regendicht wurde. Recht zügig wurde diese Arbeit erledigt. Natürlich wurde auch weiter gemauert. Front und Dach wurden noch ausgemauert, einige Zwischenwände wurden noch fertig und die ersten Seitenmauern der Schießstande entstanden.
Als besondere „Knochenarbeiten“ erwiesen sich alle Erd- bzw. Fundamentarbeiten die jetzt von Hand durchgeführt wurden. Ist doch der Untergrund auf dem unsere Anlage errichtet wurde aus felsenhaltigem Gestein und nicht selten trafen wir sogar auf festen Fels.
Damit auch jeder Helfer auf der Baustelle in den „Genuss“ dieser Arbeiten kam, hatte der Vorsitzende das Motto ausgegeben: „Auf dieser Baustelle fängt jeder mit Spitzhacke und Schüppe an“. Fast undurchführbar waren dabei die Fundamentarbeiten für die Säulen der Sicherheitsblenden auf dem KK-Stand und dies trotz dem Einsatz von Bohrhämmern. Aber mit einem enormen Leistungswillen der Schützen wurden auch diese Arbeiten gemeistert. Bis kurz vor Weihnachten wurde auf der Baustelle gearbeitet. Während man sich in der Stadt auf dem Weihnachtsmarkt an Glühweinständen innerlich aufwärmte, standen die Schützen auf ihrer Baustelle und rieben sich die klammen Hände. Dann wurde Winterpause eingelegt.
Im zeitigen Frühjahr ging es mit frischem Elan dann weiter. Neben den bereits genannten Außenarbeiten begann nun auch der Innenausbau. Fenster und Türen wurden eingesetzt, Putz- und Estricharbeiten ausgeführt und anschließend sofort die Fliesen verlegt. Es folgten die Decken- und Wandverkleidungen, die überwiegend mit Holz ausgeführt wurden. Gleichermaßen konnte man die technischen Einrichtungen entstehen sehen. „Strippen“ wurden gezogen, Rohre verlegt, Schalter eingebaut und bald brannte das erste Licht aus „eigener Quelle“ und aus dem Wasserhahn floss das erste Wasser. Die Schießstandanlagen wurden installiert und inzwischen war auch im Aufenthaltsraum die Theke und die Inneneinrichtung montiert. Man konnte wirklich sagen: Der Endspurt hatte begonnen.
Endlich war es soweit! Der große Tag war gekommen. Am Samstag, 1. September 1984, erfolgte die Schießstandeinweihung in Verbindung mit dem Schützenfest. In nur 15-monatiger Bauzeit entstand ein neues Domizil, das den Schützen und Schießsportinteressenten folgende Anlagen zur Verfügung stellen kann: eine ca. 450 Quadratmeter große Schießsportanlage mit 10 Luftdruckständen, zehn Pistolenständen, acht Kleinkaliberständen (davon sind zwei Stände für Armbrust reserviert) und eine Bogenanlage. Hinzu kommt ein 40 Quadratmeter großer Vereinsraum sowie ein ebenso großer Jugend- und Trainingsraum. eine kleine Teeküche und großzügige sanitäre Anlagen. Die gesamte Anlage ist behindertengerecht ausgebaut und auch von Rollstuhlfahrern in idealer Weise zu benutzen.
Nachdem die Schützen dem Verlassen ihrer alten Anlage und dem Umzug in das Industriegebiet erst nicht mit überschäumender Freude entgegensahen, ist man nun froh, eine Anlage erstellt zu haben, die über funkelnagelneue und den Erfordernissen reger Vereinsarbeit entsprechenden Einrichtungen verfügt. Da das neue Schützenhaus mit Schießsportanlage fern ab von jedem Wohnhaus liegt, dürfte in Zukunft einem ungestörten Schießbetrieb nichts mehr im Wege stehen.