2018 macht der Heimatforscher Fritz Schwind in der „Bibliotèque Nationale de France“ in Paris eine für Montabaur bislang einzigartige Entdeckung. Denn dort erkannte der in Eschelbach lebende pensionierte Polizeibeamte und ehemalige Jugendschützenkönig von 1964 in einem französischsprachigen Stadtplan die historischen Konturen seiner Heimatstadt.
Schnell war klar, dass das kartographische Fundstück für Montabaur eine Sensation sein würde, denn im Stadtarchiv von Montabaur gab es bis zu diesem Zeitpunkt weder eine so alte Ortskarte, noch eine Karte mit vergleichbarer Detailtreue.
Gemeinsam mit dem früheren Bürgermeister und Autor wissenschaftlicher Fachbücher zur Stadtgeschichte von Montabaur, Dr. Paul Possel-Dölken, konnte die Stadtkarte auf die Zeit im Vorfeld des Siebenjährigen Krieges (1756 – 1763) datiert werden. Ehemalige Gebäude am Fuße des Schlossberges gaben den entscheidenden Hinweis.
Die Zeichnung hatte augenscheinlich einen militärischen Zweck, denn bei aller Liebe zum Detail für Befestigungsanlagen und Gelände, hatte man die schon von weithin sichtbare Kirche doch eher als unwichtig erachtet und nicht in die Karte übertragen. Nach Einschätzung der Experten ist davon auszugehen, dass die Karte durch ein Mitglied der französischen Garnison erstellt wurde, die schon vor 1756 in Koblenz stationiert war – vermutlich mit Unterstützung eines Spions innerhalb der Stadt.
Auch ein historisches Dokument für die Montabaurer Schützen
Auch für die Geschichte unserer Schützengesellschaft St. Sebastianus Montabaur ist diese Karte eine wertvolle Ergänzung, kann man doch sehr schön die ehemaligen Befestigungsanlagen der Stadt erkennen, die von der damaligen Bürgerwehr gesichert wurden. Die Mitgliedschaft in der Bürgerwehr war zu Zeiten der Stadtbefestigung eine zeitlich befristete Bürgerpflicht aller jungen Männer. Aus der Bürgerwehr gründete sich die frühe Bruderschaft St. Sebastiani, die als Keimzelle unserer heutigen Schützengesellschaft gilt.
Auch der alte Schießgraben [41] ist noch gut zu erkennen, in dem die Bürgerwehr ihre Wehrhaftigkeit geübt und die Schützenbruderschaft ihre ersten Schützenfeste veranstaltet hatte.
Die historische Stadtkarte um 1755 wurde am 2.4.2019 im Sitzungssaal des historischen Rathauses durch Fritz Schwind und Dr. Paul Possel-Dölken dem interessierten Publikum präsentiert. Eine Kopie der Karte befindet sich seitdem im Stadtarchiv Montabaur.
Fritz Schwind ist Heimatforscher und aktives Mitglied des „Historischen Stammtischs Montabaur“. Fritz war 1964 Jugendschützenkönig in unserer Schützengesellschaft.
Legende
1 Schloss
2 Bergfried
3 Katzenturm/Eckturm
4 Rosengarten
5 Vorburg
6 Nutzgarten
7 Zehntscheune und Stall
8 Stadtmauer
9 Marstall
10 Zaun um den Tiergarten
11 Fürstenweg
12 Stadtbach/Biebrichsbach
13 Färberbach
14 Aubach
15 Allmannshäuser Mühle/Ölmühle
16 Vorstadt Allmannshausen
17 Allmannshäuser Pforte
18 Rebenstock Vorderer und hinterer Rebstock
19 Burgweg
20 Kleiner Markt
21 Großer Markt
22 Steinweg
23 Kirchgasse/Kirchstraße
24 Judengasse
25 Sauertalstraße
26 Obere Sauertalpforte
27 Untere Sauertalpforte
28 Vorstadt Sauertalpforte
29 Papiermühle im Sauertal
30 Sauerbrunnen
31 Gebückturm
32 Kurtriersches Amtshaus
33 Pfarrkirche mit Kirchhof
34 St. Anna Präsenzhaus/Knabenschule, St. Anna-Kapelle (Fuhrmannskapelle)
35 Schulturm
36 Peterstor
37 Wassergraben entlang des heutigen Promenadenwegs
38 Lohmühle mit Mühlen-/Brandweiher
39 Brunnenhaus am Quendelberg
40 Allmosenhof mit Weiher
41 Schießgraben
42 Hollerer Pforte
43 Straße nach Holler
44 Rosental
45 Stadtturm an der Walpadyen
46 Fröschpforte
47 Wolfsturm
48 Türme der Stadtmauer (Turm an der Biergasse, Pfelnerturm, Pulverturm)
49 Turm am Eschelbacher Weg/Graben
50 Schöffenpforte
51 Straße nach Elgendorf/Vallendarer Weg
52 Neue Brücke am Fürstenweg
53 Kuhpforte
54 Turm in der Judengasse (Schiffgen)