Eine knallharte Materialprobe für Tisch und Wurfgerät

Neues aus der Würfelecke: Montabaur, 2. Mai 2019. Die feierliche Verabschiedung des „Sebastianus“ Bonau neigte sich gerade dem Ende zu. Und auch die allwöchentliche Knobelrunde der inoffiziellen Würfelabteilung des Vereins war in allerbester Laune, als die ersten Runden die Spreu vom Weizen trennten.

Wie aus dem Nichts verstärkte sich ein langsam schleichendes Gefühl, dass die Würfel an diesem Abend nicht so recht die Punktzahl hergeben wollten, wie von einigen Akteuren erhofft. Ergoss sich die ganze Häme in der Vorwoche noch auf das zuletzt noch dienstjüngste Mitglied der Knobelrunde, war es diesmal der impulsivste aller Würfelgenossen, der das Gefühl nicht loswurde, dass seine Würfel manipuliert sein könnten. Was folgte, war eine knallharte Materialprobe für Tisch und Wurfgerät.

Die Geschossenergie von 7,5 Joule ist auf einem regelkonformen Luftgewehrstand erlaubt. An diesem Abend jedoch erreichten einige Würfe(l) fast die Energie eines Kleinkalibergewehrs und brachten den Knobeltisch nahe an seine maximale Belastbarkeit. Mehrmals am Abend mussten gegenüberstehende Würfelgegner hektisch zur Seite springen um sich aus der drohenden Gefahrenzone zu begeben.

Nur dem sanften Lächeln der glückseligen Würfelkollegen war es zu verdanken, dass die Lage sich schnell beruhigte und weder Leib noch Leben zu Schaden kam.

„Ich kann es einfach nicht fassen, dass mir die Gefühle so entgleisen konnten“, erklärte die tragische Hauptperson in diesem Drama. „Ich bin so froh, dass wir einen so stabilen Spieltisch haben und meine Würfelkollegen so tolle Typen sind.“

Nach einer gestifteten Runde Flüssignahrung war die Lage wieder vollends unter Kontrolle. Schnell wurde noch ein Tipp abgegeben, wer wohl in der kommenden Woche das schicksalhafte Würfelopfer sein könnte, als man sich freundschaftlich verabschiedete und das Schützenhaus der verdienten Nachtruhe überließ.

Eine kleine Übersicht der am häufigsten beobachteten Wurftechniken

Der Standard-Wurf

Der Würfelbecher wird beherzt auf die Tischoberfläche geschlagen. Die drei im Innern befindlichen Würfel schlagen dabei kurz an die Becherinnenwand und kommen unmittelbar zur Ruhe. Dieser Wurf besticht weniger durch seine Technik, als durch die anschließende Taktik des Akteurs beim Herausnehmen der richtigen Würfel.

Der gefürchtete Arthus-Wurf

Der Becher wird kraftvoll dosiert auf die Oberfläche des Spielfelds gesetzt und möglichst schnell aufgedeckt. Es folgt in der Regel ein kurzgesprochenes „Ha“, in seltenen Fällen ein etwas länger betontes „Oh“.

Der gedrehte Himmelfeldwurf

Der Becher wird mit leichter Hand auf den Tisch geschlagen und langsam fließend um etwa 120° gedreht. Die Würfel werden dabei im Becherinnern minimal zueinander geschoben. Kommt häufig zum Einsatz, wenn noch keine Gefahr der Niederlage droht.

Wurf mit intoniertem „Tatah“

Die Würfel bestätigen die vom Akteur zuvor angesagte Punktzahl, was dieser mit einem intonierten „Tatah“ den übrigen Würfelkollegen hörbar verdeutlicht. Die Erfolgsaussichten sind wissenschaftlich umstritten, statistisch aber nachgewiesen.

Lothar-Gedächtnis-Wurf

Wurfname zu Ehren unseres amtierenden Schützenkaisers. Keine besonders hohe aber auf einen Streich geworfene und festgelegte Punktkombination. Experten vermuten, dass dieser Wurf in früheren Zeiten wohl eine Art Joker für Blaublütige darstellte.

Young Schmetterhand-Wurf

Der Becher wird beinahe unter die obere Schutzschicht der polierten Tischoberfläche geschlagen. Das Geräusch der Würfel vermischt sich zu einem einzigen Donnerknall. Der Hall wird dabei vom kraftvoll angepressten Würfelbecher auf der Tischplatte nur minimal gedämpft. Dieser Wurf kommt meist bei den jungen Wilden und purer Verzweiflung zur Anwendung.

zum aktuellen Monat springen